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Seminarbeschreibung

Titel der Veranstaltung:Soziale Bewegungen in Lateinamerika
Art der Veranstaltung:Proseminar
Kursnummer:1116
Dozent/in:Bettina Schorr
Zeit/Raum:

Do. 12-13.30

Achtung Raumänderung: Bis zum 9.7. findet das Seminar in S. 54, die letzten beiden Sitzungen in Raum 10 des Forschungsinstituts statt.

Seminaranmeldung:vom 1. bis 9. April über die Lehrstuhlhomepage
Seminarbeschreibung:

In einigen Ländern Lateinamerikas spielen soziale Bewegungen eine große Rolle in der Gestaltung der nationalen (zum Teil auch der regionalen) Politik. Um nur wenige Beispiele zu nennen: Schon seit 1994 kommen die mexikanischen Regierungen nicht umhin, sich mit den politischen Forderungen und Mobilisierungen der ?Zapatista Bewegung? auseinanderzusetzen. Die argentinischen ?Piqueteros? und die brasilianischen Landlosenbewegung sind mit ihren Massenaktionen weit über die kontinentalen Grenzen hinaus bekannt. ?Indigene Bewegungen? gibt es in einigen Ländern der Region, wenn auch mit unterschiedlichem Erfolg: während sie in Ekuador und Bolivien in den letzten Jahren an der Spitze gleich mehrerer ?Aufstände? standen und maßgeblichen politischen Einfluss ausübten, sind ihre Gestaltungsmöglichkeiten beispielsweise in Guatemala eher beschränkt.

Ziel des Seminars ist es, den Teilnehmenden einen Überblick über aktive soziale Bewegungen in Lateinamerika zu verschaffen. Dabei wollen wir aber nicht beliebig vorgehen, weswegen das Seminar aus zwei Teilen besteht: einem theoretischen und einen empirischen.

Soziale Bewegungen sind der Forschungsgegenstand der sozialwissenschaftlichen Bewegungsforschung. In ihrem Rahmen sind verschiedene Modelle entwickelt worden, um die Entstehung, Dynamiken und Folgen sozialer Bewegungen zu analysieren. Mit der historischen Entwicklung der Bewegungsforschung und ihren Theorien werden wir uns in den ersten Sitzungen des Seminars beschäftigen und vor allem die ?Theorie der Ressourcenmobilisierung?, den ?Politischen Prozess Ansatz? und den ?Framing-Ansatz? näher betrachten. Die Theorien sollen gemeinsam erarbeitet und kritisch diskutiert werden.

Im zweiten Teil des Seminars werden ? unter Verwendung der zuvor behandelten theoretischen Ansätze ? Fallstudien zu verschiedenen aktiven sozialen Bewegungen Lateinamerikas vorgestellt. Dabei wollen wir uns jeweils auf Teilaspekte der Bewegungen konzentrieren: Wie sind die entstanden? Welche Bevölkerungsschichten und Forderungen vertreten sie? Welche Mobilisierungsstrategien verwenden sie? Was haben sie politisch bewirkt? Welche Faktoren bedingten ihren Erfolg (oder Misserfolg)? So werden einige der Fragen lauten, die wir in diesem Teil des Seminars zu beantworten versuchen.

Themenplan/Literatur

Die Themen für den theoretischen Teil stehen fest. Die Themen für die Fallstudien sind als Vorschläge gedacht. Falls jemand eine hier nicht berücksichtigte Bewegung oder einen anderen Aspekt einer Bewegung bearbeiten möchte, steht dem nichts im Wege. Vorschläge bitte an bettina.schorrSpamProtectionuni-koeln.de

 

16.04.09: Organisatorisches, Einführung

23.04: Entwicklung der Bewegungsforschung ?Klassische Modelle?Modelle ? Überblick (Referat)
Der ?rationale Trittbrettfahrer? nach Mancur Olson (Referat)

30.04: Die ?Theorie der Ressourcenmobilisierung? (Referat)
Der ?Politische Prozess Ansatz? (Referat)

07.05: Der ?Framing-Ansatz? (Referat)
Soziale Bewegungen als kulturelle Phänomene (Alberto Escobar et. al.
1998) (Referat)

14.05: Strukturelle Grundlagen der ?Chiapas Rebellion? (Referat)
Die Zapatisten und der mexikanische Staat von 1994 bis heute: Taktiken, Forderungen, Outcomes (Referat)

21.05Feiertag

28.05: Die Zapatisten als kulturelles Projekt ?Bewegung in Oaxaca?: Mobilisierungsstrukturen und Protestverlauf

04.06: Pfingstferien

11.06: Feiertag

18.06: Die ?indigene Bewegung in Ekuador 1?: Soziale Basis und organisatorische Struktur.
Die ?indigene Bewegung in Ekuador 2?: Faktoren des Aufstiegs und des Niedergangs

25.06: ?Indigene Bewegung? in Bolivien: Forderungen und Organisationen
Bolivianischer Protestzyklus 2000-2006: Ausbruch, Verlauf, Outcomes

02.07: Mobilisierungsstrukturen und ?Framing? der Kokabauernbewegung (Cocaleros) in Bolivien.
?Indigene Bewegung? in Guatemala: Akteure, Forderungen und Outcomes

09.07: ?Piqueteros? strukturelle Grundlagen und Mobilisierungs- strukturen
Protestdynamiken der ?Piquetero? ? Bewegung (2000-2001)

16.07.: Landlosenbewegung in Brasilien: Forderungen, Organisation, Taktiken
Identität in der brasilianischen ?Schwarzenbewegung?

23.07.: Zusammenfassung, abschließende Diskussion

 

Literatur:

Bitte vor Beginn des Seminars lesen:

Hellmann, Kai Uwe/Koopmans, Ruud 1997: Paradigmen der Bewegungsforschung, S. 9-32.

 

Weiterführende Literatur
 

Alvarez, Sonia E./Escobar, Arturo (Hg.) 1992: The Making of Social Movements in Latinamerica, Boulder, Colorado (u.a.): Westview Press.

Alvarez, Sonia E./Dagnino, Evelin/Escobar, Arturo (Hg.) 1998: Cultures of Politics ? Politics of Cultures. Re-visioning Latin American Social Movements, Boulder, Colorado (u.a.): Westview Press.

Domínguez, Jorge I. (Hg.) 1994: Social Movements in Latin America: The Experience of Peasants, Workers, Women, the Urban Poor, and the Middle Sectors, New York & London: Garland Publishers.

Eckstein, Susan (Hg.) 2001: Power and Popular Protest. Latin American Social Movements, Berkeley: University of California Press.

Foweraker, Joe 1995: Theorizing Social Movements, London: Pluto Press.

Halebsky, Sandor/ Harris, Richard L. (Hrsg.) 1995: Capital, Power and Inequality in Latin America, Boulder: Westview Press.

Kaltmeier, Olaf et al. 2004: Neoliberalismus ? Autonomie ? Wiederstand: Soziale Bewegungen in Lateinamerika, Münster: Westfälisches Dampfboot.
 

McAdam, Doug 1982: Political Process and the Development of Black Insurgency 1930 ? 1970, Chicago und London: University of Chicago Press.

McAdam, Doug/McCarthy John D./Zald, Mayer N. 1988: Social Movements, in: Smelser, Neil J. (Hg.), Handbook of Sociology, Newbury Park: Sage, S. 695 ? 737.

McAdam, Doug/McCarthy, John/Zald, Mayer (Hg.) 1996: Comparative Perspectives on Social Movements. Political Opportunities, Mobilizing Structures and Cultural Framings, Cambridge (u.a.): Cambridge University Press.

McAdam, Doug/Tarrow, Sidney/Tily, Charles 2001: Dynamics of Contention, Cambridge: Cambridge University Press.

McCarthy, John D./Zald, Mayer N. 1979: Resource Mobilisation and Social Movements: A Partial Theory, in: Dies. (Hg.): Dies. (Hrsg.): The Dynamics of Social Movements, Cambridge: Winthrop Publishers, Inc.

Morris, Aldon D./McClurg Mueller, Carol (Hg.) 1992: Frontiers in Social Movements Theory, New Haven: Yale University Press.

Olson, Mancur 1965: The Logic of Collective Action, Cambridge: Harvard University Press.
 
Opp, Karl Dieter 1989: The Rationality of Political Protest.
Boulder: Westview Press.

Roberts, Kenneth F. 1997: Beyond Romanticism: Social Movements and the Study of political Change in Latin America, in: Latin American Research Review 32 (2) S. 137 ? 151.

Snow, David/ Rochford, E. Burke Jr./ Worden, Steven K./ Benford, Robert D. 1986: Frame Alignment Processes, Micromobilisation and Movement Participation, in: American Sociological Review 51, 464?481.

Tarrow, Sidney 1994: Power in Movement, Cambridge: Cambridge University Press.

Tilly, Charles 1978: From Mobilization to Revolution, Englewood Cliffs: Prentice Hall.

Ders. 2004: Social Movements 1768 ? 2004, Boulder, Colorado: Paradigm Publisher.

Von Gleich, Uta (Hg.) 1997: Indigene Völker in Lateinamerika: Konfliktfaktor oder Entwicklungspotential, Frankfurt a. M: Vervuert-Verlag.

Van Cott, Donna Lee (2000): The Friendly Liquidation of the Past. The Politics of Diversity in Latin America. Pittsburgh: University of Pittsburgh Press.

Van Cott, Donna Lee (2005): From Movements to Parties in Latin America. The Evolution of Ethnic Politics. Cambridge: Cambridge University Press.

Yashar, Deborah 1998: Contesting Citizenship: Indigenous Movements and Democracy in Latin America, in: Comparative Politics 31(1): 23-42.

Scheinanforderungen:

Regelmäßige und aktive Teilnahme (höchstens zwei Fehlstunden)
Übernahme eines Referates (inkl. Thesenpapier) (15 Minuten)

Schriftliche Hausarbeit (10-15 Seiten)