Seminarbeschreibung
Titel der Veranstaltung: | Herrschaftsverhältnisse und Militär in Zentralamerika |
Art der Veranstaltung: | Proseminar |
Kursnummer: | 1117 |
Dozent/in: | Dr.Klaus Kuhnekath |
Zeit/Raum: | 27.06.09, 10.00 -12.00; 28.06.09, 10.00 -18.00; 04./05.09jeweils 10.00 ? 18. 00, Forschungsinstitut Raum 10 |
Seminaranmeldung: | Onlineanmeldung über die Homepage des Lehrstuhls oder kuhnekath@gmx.net |
Seminarbeschreibung: |
Wozu Streitkräfte und wozu über Militärs in Zentralamerika debattieren? Wie wird das Militär begründet? Wer hat das Primat in den zivil-militärischen Beziehungen, d.h. in welchem Verhältnis stehen Staat und Militär, Staatlichkeit und Gewalt, Militär und politische Macht, Militär und Demokratisierung. Warum wird der von den Streitkräften Guatemalas durchgeführte brutale Enteignungsprozess der Rechte indigener Bevölkerungsgruppen - in einer zehn Jahre dauernden sozialwissenschaftlichen Untersuchung als ?Guatemalan Military Project? klassifiziert - ?A Violence Called Democracy? (Schirmer 1998) genannt? Warum gibt es in Zentralamerika Gesellschaften ? Costa Rica und Panama ? ohne Militär? Diese und andere Fragen werden in sechs Blöcken aufgeworfen. Der erste Block geht davon aus, dass es bei internationaler Politik im Kern nicht mehr um die klassische Unterscheidung zwischen den gleichwertigen Rechtszuständen ?Krieg und Frieden? geht, sondern um den ?Einschluss des Krieges in das für internationale Normalität konstitutive globale Sicherheitsdispositiv? (Spreen 2008: 233). Der Begriff der internationalen Sicherheit bezieht sich damit auf einen Bereich des außenpolitischen Handelns, der zwischen Krieg und Frieden liegt. Der zweite Block befasst sich mit der immer wiederkehrenden Neigung der Sozialwissenschaften zur ?Kriegsverdrängung? (Joas/ Knöbl 2008), die das Problem zur Folge hat, dass Sozialtheorien den Krieg selbst nur sehr eingeschränkt zum Thema machen und die Kluft zwischen ihnen und den Militärs breit und tief ist. Der dritte Block bedeutet den Versuch einer Theorie des Zusammenhangs von lateinamerikanischer Staatsbildung und Krieg unter besonderer Beachtung von Formen und Typen der militärischen Auseinandersetzung, d.h. der Kriegsführung. Auf diese Weise soll im vierten Block versucht werden, die prekäre Staatlichkeit in Zentralamerika deutlich zu machen, wo der Staat letztlich weder uneingeschränkte Steuerhoheit erlangte, noch konnte er auch nur annähernd sein formal beanspruchtes Gewaltmonopol durchsetzen. ?Die Legitimität der Zentralgewalt war stets und eben auch mit Waffengewalt in Frage gestellt ? von welchen Gruppen auch immer? (Joas/ Knöbl 2008: 277, unter Berufung auf Waldmann 2002: 23ff.). Der fünfte Block bedeutet einen Versuch der Typologie des Militärs in Zentralamerika zwischen Krieg und Frieden im ?Sicherheitskrieg?, worunter eine Form des von den hochtechnisierten Armeen der westlichen Nationen und insbesondere von den USA geführten asymmetrischen Krieges verstanden wird (Spreen 2008: 261ff). Der sechste Block bezieht sich auf das Verhältnis Zentralamerika und USA. Hier habe sich, so das Urteil von Experten, nach dem Ende des Kalten Krieges die Möglichkeit für Zentralamerika gezeigt, ?to break out of its subordinate relationship with the United States? Aber diese günstige Gelegenheit ?was stillborn? mit 9-11 Die terroristische Attacke und deren Folgen sei an die Stelle des Sowjetkommunismus getreten (Rosenberg/ Solis 2004: 1ff).
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Themenplan/Literatur: |
27.06.09
2. Block; ?Kriegsverdrängung? in den Sozialwissenschaften und ein gespanntes Verhältnis zwischen Militär und sozialwissenschaftlicher Forschung
04.07.09 4. Block: Prekäre Staatlichkeit in Zentralamerika und eingeschränkte 05.07.09 6. Block: Die USA und die Streitkräfte in der zentralamerikanischen Region |
Literatur: | Bendel,P./ Krennerich,M.: Prekäre Staatlichkeit in Zentralamerika und Kolumbien. In: Weiss, S./ Schmierer, J. 2007: 177 ? 199. von Bredow, W.; Militär und Demokratie in Deutschland. Eine Einführung, Wiesbaden 2007. Centeno, M. A.: Blood and Debt. War and Nation-State in Latin-America, Pennsylvania State 2002. Facultad Latinoamericana de Ciencias Sociales (FLACSO): Reporte Sector Seguridad Centroamerica, Santiago 2007. Joas,H./ Knöbl,W.: Kriegsverdrängung. Ein Problem in der Geschichte der Sozialtheorie, Frankfurt/M 2008. Kernic, F.: Sozialwissenschaften und Militär. Eine kritische Analyse, Wiesbaden 2001. Krämer,R./ Kuhn,A.: Militär und Politik in Süd-und Mittelamerika. Herausforderungen für demokratische Politik, Berlin 2006. Kurtenbach, S.: Zentralamerikas Militär zwischen Krieg und Frieden. Demokratisierung und Neuordnung der zivil-militärischen Probleme in Zentralamerika. Arbeitsunterlage Nr. 31. Institut für Iberoamerika-Kunde, Hamburg 1996. Kurtenbach,S,: OAS Vom Instrument der US-Politik zur demokratischen Sicherheitsgemeinschaft? 2002 Kurtenbach, S.: Paramilitärs und Paramilitarismus. In: Wissenschaft und Frieden 2006-2 Kurtenbach, S.: Why Is Liberal Peace-building So Dofficult? Some Lessons from Central America. In: Giga Working Papers 59. Hamburg 2007. www.giga-hamburg.de/workingpapers Montobbio,M.: Der Aufbau lebensfähiger Staaten in Zentralamerika. In: Weiss,S./ Schmierer,J. 2007: 154 ? 176. Preti,A.: Guatemala: Violence in Peacetime ? A Critical Analysis of the Armed Conflict and the Peace Process. In: Disasters, Vol. 26, No. 2, June 2002: 99 ? 119 (21). Rosenberg,M.B./ Solis.L.G.: The United States and Central America. Geopolitical Realities and Regional Fragilities. New York, London 2007 Schirmer, Jennifer: The Guatemalan Military Project: A Violence Called Democracy. Philadelphia: University of Pennsylavania Press, !998. Spreen,D.: Krieg und Gesellschaft. Die Konstitutionsfunktion des Krieges für moderne Gesellschaften,. Berlin 2008. Tilly, Charles: War Making and State Making as Organized Crime. In: Peter B. Evans u.a. (Hg.): Bringing the State Back In. Cambridge1985: 169 ? 191. Waldmann,P.: Der anomische Staat. Über Recht, öffentliche Sicherheit und Alltag in Lateinamerika, Opladen 2002. Weiss,S.// Schmierer,J.: Prekäre Staatlichkeit und internationale Ordnung, Wiesbaden 2007. |
Scheinanforderungen: | Regelmäßige Teilnahme, Kurzreferat und schriftliche Hausarbeit |